Sakrale Objekte
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  • Ul. Ivana Filipovića 9, 51000 Rijeka
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Die heutige Synagoge von Rijeka, die Kleine orthodoxe Synagoge (Mala ortodoskan sinagoga), wurde 1932 errichtet und feierlich eingeweiht.
Wiewohl sich diese Synagoge nur ein paar Meter von der Großen Synagoge (Velika sinagoga) befand, schaffte sie es, das Kriegsende ohne Schäden zu überstehen. Das ist heute der einzig existierende Tempel dieser Art in Kroatien aus der Zeit des Modernismus. Für sein Äußeres sind die Architekten Vittorio Angyal und Pietro Fabbro verantwortlich. Die erste Variante des Projekts wurde im September 1930 erstellt. Daraufhin folgte die zweite im Juni 1931, die eine konstruktivistischere modernere Lösung bot, damit letztendlich die dritte Variante realisiert wurde, bei der die Gebäudelinien einfach sind, im modernen Geiste, mit vom Mediterranen beeinflussten Elementen und Details, die auf „art deco“ assoziieren. Davon zeugen die Fenster mit stufenpyramidalen Endungen und das Reliefmotiv von Davids Stern über ihnen.
Das Innere des Tempels besteht aus einem Vorraum und einem in drei Teile unterteilten Zeremonienraum, mit drei Fenstern an der Seitenwand des Gebäudes. Die Galerie am Balkon war als ein Raum mit einem besonderen Eingang gedacht, von dem aus die Frauen die Zeremonie verfolgten.
Im Jahr 2008 wurden die Arbeiten an der mehrjährigen Erneuerung der Synagoge, infolgedessen dem Gebäude sein ursprüngliches Aussehen wiedergegeben wurde, beendet. Eine Neuheit ist die dezente gläserne Trennmauer am Balkon, die aufgestellt wurde, damit dieser Raum für verschiedene gesellschaftliche und kulturelle Inhalte genutzt werden kann.
Der Tempel in Rijeka ist heute die einzig planmäßig erbaute Synagoge in Kroatien. Sie steht als ortsgebundenes Kulturgut unter Schutz.

Die Synagoge verschwand im Sturm des Krieges
Ein besonderer Ausschuss der Jüdischen Religionsgemeinschaft in Rijeka begann 1890 mit der Sammlung von ehrenamtlichen Beiträgen für die Errichtung eines jüdischen Tempels und dem Ankauf des benötigten Grundstücks. Bereits 1891 wurden Tausende von Fiorina gesammelt. Diese Sammelaktion dauerte zehn Jahre lang. Im Dezember 1900 fertigte der Architekt W. Stiassny aus Wien das Projekt für den zukünftigen Tempel an.
Der projektierte Tempel sollte im maurischen Stil mit einer Kuppel errichtet werden. Schon damals wurde das Grundstück für den Bau an der Kreuzung der Straßen Kapucinska ulica (heute Ciottina ulica) und Ulica Zagrad (heute Pomerio) am damaligen Cambierie-Platz (Cambierijev trg) angekauft.
Im Mai 1901 beschloss die Jüdische Gemeinschaft, das Projekt einem anderen, ebenfalls angesehenen Autor, dem Architekten Leopold (Lipot) Baumhorn aus Budapest anzuvertrauen, nach dessen Entwürfen der Bauingenieur Carlo Conighi aus Rijeka im November 1902 mit dem Bau des Tempels begann, nachdem die Stadt Rijeka am 8. Oktober 1902 beschlossen hatte, die Bauerlaubnis zu erteilen.
Lipot Baumhorn (1860 – 1932) schloss sein Studium am Polytechnikum in Wien ab und spezialisierte sich auf das Projektieren von jüdischen Synagogen. In Ungarn wurden nach seinen Projekten ca. zwanzig jüdische Tempel erbaut. Da die Dokumentation der Jüdischen Gemeinschaft während des Krieges zerstört wurde, ist es nicht möglich zu erfahren, warum der Ausschuss in Rijeka den Architekten gewechselt hat, aber wenn wir beide Projekte vergleichen, können wir sagen, dass sie künstlerisch gesehen auf der gleichen Ebene waren.
Im ganzen Vorhaben und in der Organisation der Sammlung von Beiträgen für den Bau dieses prachtvollen Gebäudes stach der Anwalt Dr. Enrico Sachs aus Rijeka hervor, der die ganze Zeit die Jüdische Religionsgemeinschaft gegenüber der Stadt Rijeka vertrat und die Korrespondenz führte. Aus der Bitte an den Magistrat für die Bauerlaubnis des Tempels erfahren wir, dass im Jahr 1901 die Jüdische Religionsgemeinschaft von Rijeka 2500 Seelen hatte und dass diese Anzahl von Gläubigern zweifellos einen gebührenden Tempel brauchte. Für den Bau des heiligen Tempels hatte die Gemeinschaft nicht genug Mittel und sie wandte sich deshalb für die Hilfe an alle anderen, egal welcher Religion sie angehörten. Die Gemeinschaft hatte zugleich die Idee, die Bauarbeiten den Unternehmen aus Rijeka anzuvertrauen. Deshalb wandte sie sich mit einer Bitte an den Magistrat, damit auch dieser seinen Beitrag zum Bau leistet. Die Stadt Rijeka beschloss, der Gemeinschaft 70 Quadratmeter Grundstück in der Straße Zagrad als Beitrag zur Verfügung zu stellen. In der Erklärung steht, dass der Tempel in dieser Straße eine Zierde für die Stadt sein wird, und dass sich die Stadt an die Tradition halten will, dass solche Vorhaben gefördert werden. Der Wert des zur Verfügung gestellten Grundstücks wurde von der Stadt Rijeka auf 4200 Kronen geschätzt. Damit der Gouverneur aus Rijeka Ladislav Szapary ebenfalls seinen Beitrag leistet, beschloss er für den Bau des jüdischen Tempels Zweitausend Kronen aus seiner privaten Kasse als Hilfe zu bezahlen. Die Arbeiten am Gebäude gingen schnell voran, sodass die Gemeinschaft schon am 18. September 1903 die Stadt Rijeka benachrichtigte, dass der neue Tempel gemäß der unter der Nummer 17481/1902. genehmigten Pläne erbaut ist und dass man deshalb um eine Nutzungsgenehmigung bittet, da das jüdische Neujahr dieses Jahr auf den 22. Oktober fällt. Die prunkvolle Synagoge stand unmittelbar neben der heutigen Seefahrtsakademie.
Baumhorn verknüpfte als typischer Eklektiker ohne viele Zweifel sehr erfolgreich Elemente der Romantik und Gotik mit der maurischen Dekoration, und indem er die pannonische Architektur verwendete, vereinte er Stein, Backstein und Putz und erbaute einen schönen, repräsentativen sowie funktionalen Tempel – die Synagoge von Rijeka.
Dieses monumentale, in der Stadt Rijeka im glänzenden Zeitalter ihres urbanistischen Fortschritts entstandene Gebäude, das historische Zeugnis der Jüdischen Religionsgemeinschaft in Rijeka und ihrer zahlreichen finanziellen Opfer, die sie in den Bau dieses Tempels investiert haben, hat die nationalsozialistische Okkupationsmacht am 25. Januar 1944 ohne Zögern gesprengt. Unsere Stadt ist um ein unersetzbares authentisches Kunstwerk von Lipot Baumhorn, ein herrliches Beispiel des typischen ungarischen Eklektizismus‘ mit einer Backstein-Bauweise, die sich von der adriatischen Tradition unterscheidet, ärmer geworden. Neben Baumhorns Eklektizismus ist auch seine technische Präzision bei der Verwendung von Eisengerüsten vorhanden, mit deren Hilfe er die großen Spannweiten der Bögen im Inneren bewältigte und so in den einzigartigen Tempelraum reichlich Licht brachte, das sich in Richtung Altar bzw. dem Aron ha-Kodesch, dem Aufbewahrungsort der Thora, erstreckt.