Ganz im Gegensatz zu seinem Namen gibt es entlang des Kanals „Mrtvi kanal” Leben.
Mrtvi Kanal, ein ehemaliges Becken der Rječina und heute ein kleiner Hafen für Kleinboote, spielte für die Bewohner von Rijeka schon immer eine wichtige geschichtliche Rolle. Am bekanntesten ist die Tatsache, dass Mrtvi kanal der Mittelpunkt der unrühmlichen geschichtlichen Episode der Teilung der Stadt in zwei Teile war, in Rijeka, das dem Königreich Italien angehörte, und in Sušak, das ein Teil des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen war.
Das ehemalige Becken der Rječina
Mrtvi kanal ist eigentlich ein altes Naturbecken der Rječina, aber der Name „Mrvti kanal” taucht erst im 19. Jahrhundert auf, als sich Rječina in ein altes und ein neues Becken verzweigt. Der ursprüngliche Flusshafen befand sich an der Stelle des Kanals Mrtvi kanal, vom heutigen Platz Jelačićev trg bis zum Školjić. Häufige Überschwemmungen und Probleme mit der angeschwollenen Rječina führten zur Umleitung ihres Laufs. Nach einer Überschwemmung, die fast den ganzen Korso betraf, entschied man, die Rječina zu regulieren bzw. ein neues Becken zu graben. Dieser Kanal wurde mithilfe großer Investitionen 1855 durch die direkte Intervention des Kaisers Franz Joseph ausgegraben. Das neue Becken führte die Rječina geradehin ins Meer, und in das alte Becken wurde Meereswasser gelassen. Aus dem Becken wurde der Mrtvi kanal. Damals entstand auch das heutige Gebiet um das Delta. Zwischen dem Mrtvi kanal und dem neuen Becken der Rječina blieb ein dreieckiges Gebiet, das wegen seiner Ähnlichkeit zum griechischen Buchstaben den Namen „Delta” erhielt.
Anlegeplatz und Handel
Mit den Jahren wurde der Mrtvi kanal zum Hilfsanlegeplatz für kleinere Schiffe, die von den Kvarner Inseln und aus Dalmatien kamen. Von den Kvarner Inseln und dem Küstenland in den Mrtvi kanal brachten Schiffe verschiedene Güter für den Verkauf oder den Weitertransport, und außerdem verfrachteten die gleichen Schiffe Güter für die Inseln und das Küstenland, die mit bespannten Fahrzeugen aus dem Festland des Kvarners angeliefert wurden. Bekannt war, auch wenn er nicht immer legal war, der Austausch von Salz und Mehl, das Anbieten von Fisch, Olivenöl, Wein und der Austausch gegen Handwerkzeuge, Produkte aus Leder, Stoff o. Ä.
Durch die Geschichte hindurch war die Region Fiumare, in der sich heute der Mrtvi kanal befindet, das Zentrum zahlreicher geschichtlich-politischen Ereignisse. Mrtvi kanal hatte auch die Funktion einer administrativen Grenze zwischen dem Corpus Separatum, d. h. der Stadt Rijeka und dem Königreich Kroatien (innerhalb der Habsburger Monarchie) bzw. des Municipium Bakar, später Sušak. Einst befand sich auf diesem Gebiet auch der ehemalige Schöpfbrunnen Bazarigova fontana, aus dem die Schiffe mit Wasser versorgt wurden. Der Schöpfbrunnen und Waschplatz befand sich neben der heutigen Bushaltestelle, wurde aber 1924 nach dem Anschluss Rijekas an Italien wegen des Baus einer Grenzmauer zwischen Jugoslawien und Italien entfernt. Als Mrtvi kanal an Jugoslawien angegliedert wurde, wurde er zum Teil des Hafens von Sušak, in dem manchmal auch große Passagierschiffe ankerten. An der Fiumara befand sich eine Reihe von Geschäften, wie das in weiten Teilen bekannte Drogeriegeschäft und ein Hutgeschäft. Hier befanden sich auch Kräne zur Reparatur von Barken aus dem 19. Jahrhundert, wie auch Mäste aus Stein und Eisen zum Antauen von Schiffen, auf denen in verschiedenen Sprachen die Namen der Hersteller und das Herstellungsjahr niedergeschrieben waren, abhängig davon, welches Land sie aufgestellt hatte.
Nach der Befreiung 1945 wurde die Grenzmauer an der Fiumara niedergerissen. Mrtvi kanal verlor allmählich seine Hafenfunktion und wurde ein kleiner Sporthafen. Geschichtlich wird er als ein Gebiet in Erinnerung bleiben, das jahrhundertelang eine Grenze zwischen Gemeinden, Regionen, Staaten usw. darstellte. Auch heute hat er eine Grenzfunktion, aber nur zwischen zwei städtischen Ortsausschüssen, Školjić und Centar-Sušak.
Mit dem Mrtvi kanal werden auch zahlreichen große Namen und Ereignisse aus der Geschichte in Verbindung gebracht, von denen einem Teil Denkmäler gestiftet wurden. An dieser Stelle wandte sich der Papst Johannes Paul II. an die Bewohner von Rijeka, hier fand Titos Rede über die Vereinigung Rijekas nach der italienischen Besetzung statt, und hier wurde die Rede auf einer Felsplatte und das Denkmal der Befreiung Rijekas für die Ewigkeit festgehalten. Aus der neueren Geschichte erinnern wir uns, dass vom Delta aus die Kriegsfreiwilligen aus Rijeka auf die Schlachtfelder im Kroatienkrieg zogen, weshalb auf dem Mrtvi kanal die Brücke „Most hrvatskih branitelja” (Brücke der kroatischen Veteranen) errichtet wurde.